Versammlung hat geliefert"

Synodaler Weg für Kirchenreformen

Der Synodale Weg zur Zukunft der katholischen Kirche hat sich für weitreichende Reformschritte ausgesprochen. Breiten Raum bei der am Samstag beendeten Synodalversammlung in Frankfurt nahm zudem die Debatte über das Münchner Missbrauchsgutachten und die Aufarbeitung von Missbrauch ein.

Gefordert wurden bei dem dreitägigen Treffen in Frankfurt unter anderem eine moderne Sexualmoral einschließlich einer Neubewertung der Homosexualität, die Öffnung des Priesteramts für Frauen, eine Lockerung der Verpflichtung zur Ehelosigkeit für Priester und ein anderer Umgang mit Macht. Die Debatten fanden in einer intensiven und zugleich sachlichen Atmosphäre statt.

Die Voten der Synodalversammlung haben allerdings nur begrenzt Wirkung, weil die meisten der dort angesprochenen Bestimmungen auf Ebene der Weltkirche geregelt sind. Deswegen können sie in Deutschlands nicht anders gehandhabt werden. Einige Papiere gehen zudem noch in weitere Beratungen, bevor sie als verbindlich gelten. Danach muss Rom entscheiden, wie es mit den Empfehlungen umgeht. Über die Umsetzung der Punkte, die vor Ort realisiert werden können, entscheiden die Bischöfe der 27 deutschen Bistümer.

Bereits am Donnerstag, dem ersten Tag des Treffens, hatten die 218 registrierten Synodalen einen Grundlagentext verabschiedet, der eine Akzentverschiebung in der kirchlichen Lehre und Praxis vornimmt. Wichtigste Quellen für Christen sind demnach die Bibel, die Tradition, das Lehramt, die Theologie sowie - und das ist entscheidend und neu - die "Zeichen der Zeit und der Glaubenssinn des Volkes Gottes".

Papst-Botschafter Nicola Eterovic, der in Frankfurt als Beobachter teilnahm, erneuerte den Appell an die deutschen Katholiken, die Einheit mit der gesamten Kirche zu wahren. Die für 2023 angekündigte Weltbischofssynode müsse auch den Ortskirchen als Maßstab dienen, die sich schon jetzt in ähnlichen Prozessen auf nationaler Ebene befänden. Papst Franziskus spreche zwar sehr oft von Synodalität, warne aber vor "Parlamentarismus, Formalismus, Intellektualismus und Klerikalismus", betonte der Nuntius.

Die Organisatoren zogen anschließend vor Journalisten eine zufriedene Bilanz. ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp sagte: "Die Versammlung hat geliefert." Es gebe jedoch keinen Anlass, sich zurückzulehnen. "Menschenrechte in der Kirche sind erst dann Realität, wenn es Gerechtigkeit für alle Geschlechter gibt." Ähnlich äußerte sich der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Bischof Georg Bätzing. Gleichwohl sei das Treffen erst ein "Zwischenschritt". Es gehe nicht darum, Texte ohne Wirkung zu produzieren, sondern das konkrete Handeln der Kirche zu verändern.

Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) hob unter anderem die Beratungen zu dem Papier hervor, das für Frauen einen Zugang zu allen Diensten und Ämtern in der Kirche fordert. Mit Blick auf das positive Abstimmungsergebnis in Erster Lesung sprach die stellvertretende kfd-Bundesvorsitzende Agnes Wuckelt von einem historischen Moment.

Nach Ansicht des Salzburger Theologen Gregor Maria Hoff unterstreicht der in Frankfurt verabschiedete Grundlagentext zum Thema Macht die Stimmen der Betroffenen von sexuellem Missbrauch. Zwar verzichte das Papier auf die umstrittene Formel von einem "besonderen Lehramt der Betroffenen", messe ihnen jedoch "ein eigenes Gewicht in der Darstellung der kirchlichen Lehre" zu, erklärte Hoff.

Die vierte Vollversammlung des Synodalen Wegs soll im September wiederum in Frankfurt stattfinden.

Joachim Heinz und Michael Jacquemain/KNA